Gesunde Grenzen setzen
Als intuitiver empathischer Persönlichkeitstyp das Abgrenzen meistern
Dieser Text könnte jetzt einige Leute triggern. Meine Intention ist es nicht, hier jemanden zu ärgern, sondern meine Beobachtungen zu teilen mit dem Wunsch, dem ein oder anderen ein Stück mehr Klarheit zu verschaffen. Es geht hier um ein aktuelles Phänomen in der Gesellschaft, nämlich der Spaltung, verursacht durch das Schüren der Feindschaft zwischen Mann und Frau. Das Männliche und das Weibliche sind eigentlich dazu gedacht, zusammen zu arbeiten und sich zu ergänzen. Doch in der heutigen Gesellschaft, angetrieben durch Hetze auf den [„sozialen“] Medien, wird stattdessen Spaltung und Hass geschürt und vorangetrieben. Ich möchte hier meine Perspektive auf gesunde Beziehungen zeigen sowie geheilter Männlichkeit und geheilter Weiblichkeit.
Da dies ein sehr sensibles Thema ist möchte ich eine Sache von vornherein klar stellen: Ja, es gibt nicht nur heterosexuelle Beziehungen zwischen Mann und Frau. Natürlich gibt es auch Frau & Frau, Mann & Mann, Bisexualität, Pansexualität, Demisexualität, Asexualität, … Es gibt auch Männer, die auf ganz natürliche Art und Weise eher das Feminine repräsentieren und Frauen die umgekehrt eher auf der maskulinen Seite sind. Ich möchte all jene, die sich einer oder mehrerer dieser Gruppen angehörig fühlen auf keinen Fall ausschließen. Vielmehr würde ich diejenigen dann bitten, dass Wort "Mann" mit "das Maskuline" und Frau mit "das Feminine" zu ersetzen. Mit diesen beiden Ausdrücken meine ich die Energien, die klassischerweise der einen oder anderen Kategorie zugeordnet werden und die von beiden Geschlechtern repräsentiert werden können.
Wenn du dich von dem nachfolgenden Text getriggert fühlst, kann das zwei verschiedene Ursachen haben. Entweder, du bist tatsächlich ein natürlicherweise eher femininer Mann. Das würde sich relativ offensichtlich darin zeigen, dass du in deinem Partner eher maskuline Eigenschaften suchst (diese wären zum Beispiel eine(n) Beschützer(in), jemanden, der tatkräftig ist, vielleicht nicht so viel redet und mehr macht, der dir Raum gibt. Also jemand, der eher maskulin auftritt. Du dagegen wärest dann der Part, der emotional unterstützt, der eine feinere Wahrnehmung für Stimmungen hat und einen höheren Zugang zur Intuition. Du wärest wahrscheinlich jener, dem es leichter fallen würde, Gefühle in Worte zu fassen und dich in Leute einzufühlen. Diese Art von Beziehung würde sich für dich dann absolut natürlich und ausgewogen anfühlen und du würdest nicht den Eindruck haben, dich verstellen zu müssen oder eine Seite von dir zu unterdrücken.
Wenn du aber ein Mann bist, der sich zu femininen Partnern hingezogen fühlt, dann kann es gut sein, dass das Trigger-Gefühl dir etwas anderes zeigt. Eventuell hast du dann gelernt, deine maskuline Seite zu unterdrücken oder verbindest mit der Vorstellung von „Männlich-Sein“ eine Art Gefängnis und die Vorstellung, keine Gefühle zeigen zu dürfen und als „Arbeitssklave“ für die Frau dienen zu müssen oder du hast verschiedene andere ungesunde Assoziationen zu dem Begriff "Männlichkeit". Hier möchte ich gleich klarstellen, dass das nicht das ist, was ich unter einer gesunden Beziehung verstehe und auch nicht, was „Mann-sein“ bedeutet. Ich hoffe in dem Artikel ein bisschen Klarheit schaffen zu können.
Wenn du eine Frau bist und dich von diesem Text getriggert fühlst, kann es sein, dass du A: Eine Frau bist, die auf natürliche Art eher das Männliche verkörpert. Das würde sich bei dir vermutlich so zeigen, dass du in einer Beziehung eher der workargere, stabile Part wärst, der mehr „Hands-on“ ist, während dein(e) Partner(in) der- oder diejenige wäre, der oder die mehr redet, der es leichter fällt über Gefühle zu reden usw. Du würdest dich dann auch tendenziell zu Partnern hingezogen fühlen, die sich eher feminin verhalten.
Wenn das nicht auf dich zutrifft könnte das Getriggert-Sein B bedeuten, dass du aus verschiedenen Gründen gelernt hast, deine weibliche Seite zu unterdrücken und dass du mit dem Weiblichen negative Eigenschaften verknüpfst. Dies kann zum Beispiel den Grund haben, dass du Weiblichkeit mit Schwäche, manipulativen Verhalten oder anderen ungesunden Eigenschaften gleichsetzt oder du das Weiblich-Sein mit Ausgeliefert-Sein gleichsetzt. Es fühlt sich für dich wahrscheinlich nicht sicher an, deine Weiblichkeit zu leben und du hast das Gefühl, für die Erfüllung deiner Bedürfnisse kämpfen zu müssen. Du verknüpfst „Weiblich-Sein“ nicht mit spiritueller Stärke und „Empfangen“, sondern mit dem Gefängnis des Patriarchats. Ich hoffe auch hier eine neue Perspektive aufzeigen zu können.
Frauen mussten einen langen Weg gehen, sie wurden tatsächlich Jahrhunderte lang unterdrückt und als nicht gleichwertig angesehen. Männer wurden dagegen in Kriegen verheizt und ihnen wurde gesagt, dass Gefühle zeigen eine Schwäche ist. Daher möchte ich von vorweg nehmen, dass ich weder Männern noch Frauen einen Vorwurf mache, wie die Situation heute in Teilen eskaliert ist. Ich denken die meisten Menschen tun das Beste was sie können und haben gute Intentionen.
Frauen haben sich um die Wende - weg von Unterdrückung und Ausgeliefert-Sein - hin zu Freiheit zu erkämpfen, einige männliche Verhaltensweisen antrainiert. In manchen Fällen fühlen sie sich in dieser Rolle sehr wohl, weil es ihnen entspricht, in vielen Fällen allerdings ist dieses Leben in überwiegend männlicher Energie sehr, sehr anstrengend und fühlt sich nicht wirklich natürlich und schon gar nicht erfüllend an.
Männer dagegen, die oft Beispiel von toxischer Männlichkeit in ihrem Leben hatten, zum Beispiel einen Vater, der die Mutter unterdrückt hat und sich gegen diese gewendet hat, statt sie zu unterstützen, diese Männer haben sich oft zum großen Teil komplett von dem „Männlich-Sein“ distanziert, da sie mit diesem Verhalten nichts mehr zu tun haben wollten, was sehr verständlich ist.
Auf beiden Seiten wurden in dem Prozess oft leider nicht nur die toxischen Verhaltensweisen des jeweiligen Geschlechts abgelegt, sondern auch die positiven Eigenschaften gleich mit.
Im Falle des Mannes zum Beispiel: Beschützerinstikt, „Hands-On-Mentalität“, Aufstehen gegen Ungerechtigkeit und positive Führung
Im Falle der Frauen zum Beispiel: Weichheit, Einfühlungsvermögen, „Sich-fallen-lassen-können“ und Zugang zur Intuition und Spiritualität
Im Versuch, sich von toxischen Vorbildern zu distanzieren, haben viele Männer nicht nur die toxische Version von Männlichkeit (z.B.: Unterdrückung & Machthunger) abgelegt, sonder die gesunde gleich mit dazu. Auch Frauen sträuben sich in vielen Fällen heute gegen das "Weiblich sein", da sie damit unter anderem Schwäche, Manipulation und "Unterdrückt werden" assoziieren.
Im gleichen Zug haben viele Frauen positive männliche Verhaltensweisen etabliert, mit der sie ihrer negativen Idee von Weiblichkeit entfliehen wollen. Statt dem (toxischen) Klischee der „weinerlichen, zeternden und machtlosen“ Frau zu entsprechen, die ihren männlichen Gegenpart anflehen muss, damit er ihr bei bestimmten Sachen hilft, haben viele Frauen stattdessen eine Hands-On-Mentalität entwickelt. Sie organisieren, planen und strukturieren den Tag und die Woche, sie kümmern sich um Termine, sie sind zuverlässig in Absprachen, sie sind immer bereit jemanden zu verteidigen oder für ihn einzuspringen, wenn er Hilfe braucht.
Leider haben im gleichen Zug viele Männer angefangen, passiv zu werden. Da die Frau ihnen die positive Männerrolle abgenommen hat und sie mit Männlichkeit nur Gewalt und Unterdrückung verbinden, haben viele leider angefangen, sich bedienen zu lassen. Statt Frauen anzusprechen (Hier herrscht inzwischen eine berechtigte Angst davor "blöd angemacht" oder gar verklagt zu werden), warten sie, dass Frauen den ersten Schritt machen. So sind sie auch hier ihrer natürlichen Funktion beraubt. Dies ist zwar bequem, aber für den Mann höchst unbefriedigend. Er fühlt sich (vielleicht ohne den Grund wirklich zu kennen) nutzlos und die resultierende Unzufriedenheit zeigt sich zum Beispiel in Untreue. Er kann die Frau, die in der Beziehung die Mutterrolle und Beschützerrolle übernommen hat, nicht wirklich lieben.
Die Frau brennt so langsam aber sicher aus und der Mann verliert früher oder später das Interesse.
Der Ausweg aus der Misere ist, dass sowohl Frauen als auch Männer ihre Ansichten über „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ hinterfragen und ihre unterdrückten Anteile nach und nach wieder integrieren.
Für Männer gilt es also, ihren eigenen Glaubenssätzen über Männlichkeit auf die Schliche zu kommen und diese zu hintefragen. Hier einige Beispiel, welche negativen Assoziationen Männer (und auch Frauen) möglicherweise mit Männlichkeit verbinden
Toxisches Männerbild:
Dies sind Vorstellungen, die einer ungeheilten Männlichkeit entsprechen. Jeder Mann hat gleichzeitig auch eine weibliche Seite, die im Regelfall aber weniger stark ausgeprägt ist, als die männliche. Damit er ein geheilter Mann sein kann, muss er auch seine weibliche Seite akzeptieren, das heißt zum Beispiel, er darf seine Gefühle annehmen und fühlen, statt sie zu unterdrücken.
Gleichzeitig ist es wichtig, die eigene positive Männlichkeit wieder zu entdecken und zu etablieren. Denn ohne die Männlichkeit, gerade wenn es der dominante Anteil ist, ist der Mann nicht vollständig und wird sich in seiner Haut nie wirklich wohlfühlen, egal, was er versucht.
Hier ein paar Beispiel für geheilte Männlichkeit. Ein geheiltert Mann:
Das Leben dieser und weiterer positiver männlicher Eigenschaften zahlt sich für den Mann aus. Er wird respektiert, er wird bewundert und er wird auf natürliche Art und Weise ein Sinnhaftigkeit, Zufriedenheit und positive Stärke empfinden.
Damit ein Mann diese positiven Eigenschaften wieder etablieren kann, ist es wichtig, dass er sich nicht mehr auf Frauen einlässt, die ihrerseits toxische Verhaltensweisen zeigen, ihn manipulieren wollen oder ihm einreden, dass Männer schlecht seien.
Auch Frauen sind dazu aufgefordert, ihr etabliertes Männer- und Frauenbild zu hinterfragen und die unterdrückten Anteile wieder zu integrieren.
Toxisches Frauenbild:
Dies sind einige Beispiele für Vorurteile gegenüber Frauen, die ungeheilte Weiblichkeit beschreiben. Damit Frauen ihre gesunde Weiblichkeit wieder entdecken können, ist es wichtig, dass sie sich auf ihren inneren männlichen Anteil verlassen können, der ihnen ein gewisses Maß an Struktur und Durchsetzungsvermögen gibt. Tatsächlich haben viele Frauen diesen Anteil aber bis zum Umfallen trainiert, weshalb sie sich jetzt guten Gewissens ihren ungelebten weiblichen Anteilen zuwenden können. Diese wären zum Beispiel:
Hier ein paar Beispiele für geheilte Weiblichkeit. Eine geheilte Frau:
Wenn Frauen ihre weiblichen Anteile wieder entdecken und integrieren werden sie belohnt mit einem tiefen Gefühl der Sinnhaftigkeit und Verbundenheit mit sich selbst. Das Leben wird leichter und sie bekommen auf natürliche Art und Weise Unterstützung, ohne darum betteln zu müssen.
Im Heilungsprozess ist es auch für Frauen wichtig, dass sie aufhören, Männer als Partner zu akzeptieren, die übertrieben passiv sind, sich bedienen lassen oder sie in eine Rolle drängen, in der sie nicht sein möchte oder die auf die eine oder andere Art und Weise ungesund ist.
Der Schritt aufeinander zu führt über die Selbstreflektion. Jedes Mal, wenn uns etwas triggert sollten wir hinterfragen, welcher unserer Schatten in diesem Moment auf sich aufmerksam macht. Anstatt auf den Zug aufzuspringen und die Gegenseite blind vor Wut zu attackieren oder uns einfach zurückzuziehen, können wir schauen: Was fühle ich? Und woher kommt dieses Gefühl? Hat dieses Gefühl vielleicht gar nicht so sehr mit dem anderen zu tun, sondern mit meiner eigenen Reaktion darauf, mit der ich insgeheim unzufrieden bin?
Ja, im Mainstream ist die Sache klar: Männlichkeit ist toxisch und ein gesunder Mann ist eine Frau. Doch ganz ehrlich, fühlt sich das richtig an? An die Frauen: Wollt ihr denn wirklich einen Mann, der sich wie eine Frau verhält? An die Männer: Fühlt es sich für euch natürlich an, euch diesem Bild zu unterwerfen?
Statt irgendwelchen nicht weniger toxischen Strömungen zu folgen, wie den Ratschlägen von Andrew Tate oder ultrafeministischen Parolen ist es nun an der Zeit, einer ganz anderen Instanz zu folgen: Der eigenen Intuition. Was fühlt sich denn wirklich wirklich richtig und gut an? Der Weg zurück zu unserem wahren selbst führt hier wie so oft: über unser Herz.